»Zur Falknerei!«, zischte jemand. Eine vertraute Stimme.
»Syrina!«
»Lauf!«, brüllte die Heilerin.
Der Drache war über ihnen.
Syrina ließ ihren Pfeil von der Sehne, jagte ihn in eines der unheilvoll leuchtenden Augen des Drachen.
Dann umschlossen die Flammen sie.
aus: »Der Klosterkrieg« von Sabrina Ring
Lebensdaten
Name: Syrina Myrar
'Todesdatum: November 2013
Todesursache: im Drachenfeuer verbrannt
Alter zum Zeitpunkt des Todes: 20 Jahre
War es Mord: Ja
Kurzbiographie
Syrina wurde als älteste Tochter eines Viehbauern geboren. Nach dem Tod ihrer Mutter sorgte sie im Alleingang für ihre beiden kleinen Geschwister, während ihr Vater auf den Feldern arbeitete. Als ihre Familie an einer Lebensmittelvergiftung starb und sie nur verschont blieb, weil sie gerade krank war und nicht essen konnte, brach sie alle Brücken hinter sich ab und stellte ihr Leben in den Dienst des Todesgottes Arol.
Sie diente ihm lange und gut als sehr begabte Heilerin, ehe sie im Jahr 1592 in dem Krieg fiel, der später als »Klosterkrieg« in die Geschichte eingehen sollte.
Umstände des Todes
Die Armee des Hochkönigs rastete gerade auf dem Weg zur Kriegsfront in Burg Zaran, einem alten Militärstützpunkt, als der Feind überraschend aus dem Westen angriff. Obgleich sie nur Heilerin war und nicht auf das Schlachtfeld gehörte, beschloss Syrina, ihren Brüdern und Schwestern aus dem Kloster zur Seite zu stehen. Mit Pfeil, Bogen und Eismagie setzte sie dem Feind schwer zu, ohne selbst Schaden zu nehmen. Ihr Leben fand ein tragisches Ende, als sie in dem Versuch, ihren Geliebten Lirosan zu retten, auf einen angreifenden Drachen schoss. Die unheiligen Flammen des Untieres verzehrten sie im selben Augenblick, in dem der Pfeil sein Ziel im Auge des Drachen fand.
Würdigung
Es gibt vieles, das man über Syrina sagen könnte, vieles, für das ihre Brüder und Schwestern aus dem Kloster des Arol ihr gedenken werden. Doch was sie für immer in die Erinnerung Elasias einbrannte, war nicht ihre Klugheit, ihre Loyalität und ihr inneres Feuer, sondern ihr unerschütterlicher Mut und Gottesglaube. Ohne jede Furcht trat sie dem Drachen entgegen, der ihren Geliebten zu verschlingen drohte. Arol leitete wahrlich ihre Hand, als sie den Pfeil in das Auge der Bestie jagte, unbeirrt von dem Feuer, das sie umschloss. Obgleich Burg Zaran letztendlich dem Feind in die Hände fiel, so war es doch ihr Opfer, das Lirosan Tylande den tödlichen Streich gegen den Drachen ermöglichte und so die Männer und Frauen des Hochkönigs vor dem sicheren Tod bewahrte. Ihre Selbstlosigkeit sicherte ihr einen Platz auf dem Flaggschiff ihres Gottes, Seite an Seite mit den größten Helden, die diese Welt jemals gesehen hat. Und so wird Syrina bis in alle Ewigkeit in der Erinnerung des Volkes weiterleben - als strahlendes Sinnbild der Philosophie des Klosters, als selbsterkorene Heldin.
Rolle des Autors
Syrina war eine meiner liebsten Figuren im
Klosterkrieg. Ihre trockener Humor, ihre lakonische Art und ihre Angewohnheit, ihre Gedanken freiheraus zu äußern, ganz gleich, wem sie gegenüberstand ... das alles machte sie für mich einzigartig. Dass sie das Ende des Romans nicht überleben würde, wusste ich, aber dass sie sich selbst opfern würde, und vor allem so früh, überraschte mich selbst. Sie war die erste meiner eigenen Figuren, um die ich bittere Tränen vergossen habe, was sie mir noch dreimal so teuer macht. Ihren Verlust habe ich bis heute nicht richtig verwunden, und möglicherweise werde ich es auch nie, denn so heldenhaft ihr Tod auch war, so war er auch einer, den ich am liebsten vermieden hätte.
Rechtfertigung
Für die beiden anderen Bände der Trilogie, zu der der Klosterkrieg gehört, brauchte ich meinen Helden Lirosan seelisch gebrochen und mit einem Antrieb, der stärker war als nur der reine Glauben an seinen Gott. Es gab nur eine Möglichkeit, mit der ich das erreichen konnte. Und die war, ihm das wegzunehmen, das ihm am teuersten war - Syrina. Es hat mir keinen Spaß gemacht, aber es war leider vollkommen unvermeidbar. Aber ich bin mit ihrem Tod im Reinen, denn so gelangte sie auf das Flaggschiff ihres Gottes, das in ihrer Welt als das Paradies gilt. Und das ist wenigstens ein kleines Happy End für diese tapfere Seele.