Nichts war ihm geblieben und das hatte er sich selbst zuzuschreiben. Nichts außer seiner Rache.
Und nun lag er hier, Opfer seiner eigenen Entscheidungen.
Kharses sah seinen Widersacher mit seinem eigenen Schwert in der Hand, das jeden Moment in seine Brust zu fahren drohte. 'Das wäre ein Ende, das dir gefallen könnte, nicht wahr?' Allein dieser Gedanke trieb ihn dazu, wenigstens die Augen schweifen zu lassen, bevor Travys Valadari ihn mit seiner eigenen Waffe tötete. Er kündigte den Stoß mit einem befreiten Schrei an, das Signal, das ihm vielleicht einen weiteren Moment der Hoffnung verschaffte.
'Helden', hörte er seine Schwester erneut, 'schreiben manchmal ihre eigene Geschichte.'
Er drehte sich zur Seite, die Klinge versank geräuschvoll im trockenen Sandboden. Travys riss die Augen auf, kämpfte darum, sie wieder aus der Erde zu befreien. Doch Kharses hatte sich aufgerafft, riss mit aller Kraft an der Scheide des Dolchs, den Travys bei sich trug und hieb zunächst blind und wild zugleich auf dessen Schwertarm ein.
Auf einen wuchtigen Hieb folgte ein berstender Laut, dann ein unterdrückter Seufzer. Noch immer versuchte Travys, die Klinge herauszuziehen, erst beim dritten Stich begann er, verzweifelt nach einer anderen Waffe zu haschen. [...]
Kharses schrie ihm seinen Zorn ins Gesicht, dicht über das Gesicht seines Feindes gebeugt, dessen schwächer wirkende Augen kraftlos in seine starrten. Wie die Kraft schwand auch das Leben aus ihnen. Und mit einigen kaum hörbaren Worten wich auch das Leben aus seiner Stimme. Kharses rollte sich von dem Leichnam. Er konnte sich nicht erklären, wie, aber er hatte Travys Valadari getötet. Und er selbst war am Leben.
aus: DWvAe III von Nils Nestler
Lebensdaten
Name: Travys Valadari
'Todesdatum: 20. November 2013
Todesursache:Stichwunden
Alter zum Zeitpunkt des Todes: 136 Jahre
War es Mord: Nein
Kurzbiographie
Travys hat durch ein Attentat seine Familie verloren, schwor Rache und tötete den Mörder. Er stieg zum besten Inquisitor seines Landes auf und zog die zur Rechenschaft, die dem Erfolg seines Landes im Weg standen. Er tötete die gesamte Söldnertruppe, der Kharses vorstand; starb im Zweikampf, nachdem er viele im selbigen getötet hatte.
Umstände des Todes
Travys war sich seines Sieges zu sicher. Er wollte die Überheblichkeit des jungen Mannes in besonderem Maße strafen und ihn mit seiner eigenen Waffe töten. Er hatte das Schwert mit solcher Wucht in den Boden gerammt, dass er zu große Schwieirigkeiten hatte, es wieder herauszuziehen.
Er starb an 21 Dolchstichen.
Würdigung
Er war ehrenhaft und aufrichtig. Wenn er etwas falsch gemacht hat, hat er wieder gut gemacht und mehr als das. Er war ein großartiger Familienvater und Ehemann. Das Unrecht, das ihm widerfahren ist, reicht, um mehrere Leben zu zerstören. Doch er trug es mit Fassung und raffte sich immer wieder auf. Am Ende starb er an seiner Ehre. Den Kampf abzulehnen, wäre unehrenhaft gewesen.
Rolle des Autors
Er war meine liebste Figur. Aber er war zu mächtig, konnte zu viel, hatte glaubhafte, aber wenige Makel. Ich habe nicht gut geschlafen, als mir die Szene eingefallen ist. Noch schlechter ging es mir, als die Szene vollbracht war. Aber das Leben hält grausige Wendungen für uns parat. Und manchmal ist das Unvorhersehbare das, was der Geschichte die nötige Würze verleiht. Es hat mich überwältigt, wie Travys.
Rechtfertigung
Es lief zu gut für das Land, dem Travys diente. Es war im Wohlstand, im Begriff, Herr über die ganze Welt zu werden und Travys war der mächtigste Diener seines Herrschers. Doch auch einem so mächtigen Land sind natürliche Grenzen auferlegt. Deshalb war es unumgänglich, zu zeigen, wie verletzlich und abhängig das Land von dieser einen Figur ist, die einen Ehrenkampf niemals ablehnen würde.