An AEmrics überraschtem Gesichtsausdruck konnte sie erkenne, das er nicht mehr mit solch einer Aktion gerechnet hatte. Als sie ihr Schwert in einem weiten Bogen hoch schwang, fing er den Hieb wie erwartet mit der flachen Klinge ab. Yuvis nutze ihren Schwung aus, drehte sich mit der Klinge und kam seitlich von AEmric zu stehen. Sie trat mit aller Kraft von der Seite gegen sein rechtes Knie und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Humpelnd zog er sich ein Stück zurück, immer noch auf seine Deckung bedacht. Die plötzliche Aggressivität ihres Angriffes hatte ihn aus dem Konzept gebracht. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hob er den Schild ein wenig an und Yuvis wußte, jetzt mußte sie vorsichtig sein. Denn jetzt würde er den Vorteil des Sporns ausnutzen wollen, um sie auf Abstand zu halten.
Erneut mobilisierte ihre Reserven und griff mit ganzer Kraft an. Dieses Mal ließ sie sich von dem Schild nicht aufhalten. Sie sprang gegen den Schild und spürte einen reißenden Schmerz in der Schulter, als der Sporn zwischen den Gliedern des Kettenhemdes in die Muskeln drang. Aber ihr Zorn verlieh ihr ungeahnte Kräfte.
Trotz aller Gegenwehr stieß der Aufprall AEmric zu Boden, als sein verletztes Knie der An-strengung nicht standhielt und unter ihm wegknickte. Er riß Yuvis mit sich und wie in einer tödlichen Umarmung lagen die beiden Krieger auf dem schlammigen Untergrund. Ein un-gläubiges Keuchen entrang sich AEmric, als er spürte wie der Rand seines Schildes durch seine Kehle schnitt. Er griff sich an den Hals und blickte Yuvis hilfesuchend an. Zwischen seinen Fingern quoll Blut in einem steten Strom hervor und Yuvis sah sofort, daß jede Hilfe zu spät kommen würde. Sie strich ihrem Geliebten die schlamm- und blutverkrusteten Haare aus der Stirn und versuchte, ihre eigenen Schmerzen zu ignorieren. Als AEmrics Augen bra-chen, spürte Yuvis eine unendliche Pein. Es war, als stürbe in Teil von ihr.
aus: »Ilyanaris« von Monica Manhillen
Lebensdaten
Name: AEmric
Todesdatum: 8. August 2002
Todesursache: Kehle durchschnitten
Alter zum Zeitpunkt des Todes: ca. Anfang 30
War es Mord: Nein
Kurzbiographie
AEmric ist ein Söldner, aber er hat seine Prinzipien. Er sucht sich seine Dienstherren aus und es ist ihm bisher immer gelungen, Anstellungen zu vermeiden, die ihn in Gewissenskonflikte bringen würden. In den Baronien gibt es genug Arbeit und sonst kann man ja immer noch nach Glandris gehen oder weiter im Süden sein Glück suchen.
Umstände des Todes
Trotz seiner sorgfältigen Planung ist AEmric in eine Falle gelaufen, die ihn zum Verräter macht. Er wird gewzungen, am Vorabend der Schlacht die Seiten zu wechseln und findet seinen Tod auf dem Schlachtfeld, als ausgerechnet diejenige, die er durch seine Tat zu schützen versucht, ihm in einem Zweikampf gegenübertritt. Die Schlacht entscheidet sich durch diesen Kampf und letztlich kann AEmric in dem Gewissen sterben, dass sein Tod den Ausschlag für den Sieg seines alten Dienstherren gegeben hat. Natürlich erfährt er das nicht mehr, er stirbt mit durchschnittener Kehle, sein eigener Schild wurde ihm zum Verhängnis.
Würdigung
Im Leben wie im Tod blieb AEmric tapfer und versuchte nie, sich auf einfach Art und Weise aus der Affäre zu ziehen.
Er spielt die Rolle, die ihm zugedacht ist, ohne jämmerlich oder weinerlich zu werden, er wird zum Verrat gezwungen, bleibt aber innerlich immer der aufrechte, treue Mann, der er mit einer glücklicheren Fügung auch weiterhin hätte sein können.
Rolle des Autors
Es gibt Charaktere, die kann man mit einem Schulterzucken vergessen, sobald sie tot sind, schreibt man weiter und alles ist gut. Aber mit AEmric war es anders, denn ich wusste von Anfang an, dass er sterben würde. Gleichzeitig war ich bemüht, ihn als einen eigentlich guten und freundlichen Mann darzustellen, der dann ein Opfer des Krieges wird. Es tat wirklich weh, diesen Zweimkampf zu schreiben, aus dem AEmrics Sterbeszene nur ein kleiner Teil ist. Eine ganze Schlacht wird drumherum geschlagen, auch das musste ich noch mit einbringen und ingesamt starb AEmric an diesem Tag in guter Gesellschaft von hunderten anderer Soldaten.
Ich habe kein schlechtes Gewissen und auch wenn die Szene mittlerweile 12 Jahre alt ist, empfinde ich beim Lesen noch einen gewissen Stolz - darüber, was die Szene auslöst. Denn ich kann den Text nicht lesen, ohne einen Kloss im Hals zu haben.
Rechtfertigung
AEMric ist wieder einmal ein Charakter der geschaffen wurde, um zu sterben. Ich mache das gerne, wie es scheint. Aber hier ist es so, dass sein scheinbarer Verrat und Tod nötig sind, um in Yuvis für lange Zeit jegliches Vertrauen in andere abzutöten und sie innerlich erstarren zu lassen. AEmric ist letztlich nur eine kurze Episode in Yuvis Geschichte und ohne seinen Tod hätte sie nicht die nötige Kälte gehabt, um ihr eigentliches Ziel zu erreichen.